03.03.2007

von Josef Bartenschlager

Außergewöhnliches Werk
"Dollnsteiner Kantaten" werden am 15. April uraufgeführt

Dollnstein (EK) Für den Festakt im Rahmen der 1000-Jahr-Feier des Marktes Dollnstein am 15. April hat sich der örtliche Kirchenchor einer Herausforderung gestellt, die sich ein professionelles Ensemble nicht leicht zumuten dürfte: Der Chor führt an diesem Tag eine Messe auf und die "Dollnsteiner Kantaten".

   Während die Leitner-Messe, eigentlich St.-Benno-Messe, entstanden um 1850, ein zwar wenig gespieltes, doch bekanntes Werk eines Dollnsteiner Schulmeisters ist, handelt es sich bei den "Dollnsteiner Kantaten" um eine Neuschöpfung, die eigens zur 1000-Jahr-Feier in Auftrag gegeben wurde, und damit um etwas Ungewöhnliches für einen so kleinen Ort. Der Komponist, Johann Peter Gampl, ist kein Unbekannter in der Marktgemeinde. Er ist gebürtiger Dollnsteiner, und so ging auch in diesem Fall das Konzept auf, bei der Ausgestaltung des Jubiläums möglichst auf heimische Kräfte zu bauen. Freilich hat sich Gampl geografisch längst anders orientiert. Der vielseitige und viel gefragte Musiker ist seit 1991 Dozent für Tonsatz, Gehörbildung, Technik auf Stabspielen und Schulpraktisches Klavierspiel am Lehrstuhl für Musikpädagogik an der Universität Augsburg. Zuvor hatte er Lehraufträge an der Hochschule für Musik und am Richard-Strauss-Konservatorium in München inne.
   Als die Frage an ihn herangetragen wurde, ob er eine Kantate für das große Fest komponieren wolle, sagte Gampl zu, unter der Voraussetzung, er bekomme einen guten Text. Nun war wieder das Organisationstalent von Edgar Mayer, dem Chorleiter, gefragt. Auf ihn geht auch die Idee zur Festkantate zurück, und über Bernhard Eder, seinem Vorgänger im Dirigentenamt, wurde der Kontakt zu Gampl hergestellt.
   Auf eine lange Suche nach einem Autor musst Mayer sich nicht begeben. Helmut Posner, ein Chormitglied mit dichterischer Ader, war rasch gewonnen. Posner hat sich zunächst in die Geschichte Dollnsteins versenkt und die Fakten schließlich mit dichterischer Freiheit bearbeitet. Dabei ließ er es an Witz und einer gehörigen Portion Frechheit nicht mangeln. Rasch entstanden die beiden Teile "Heinrich" und "Die Burg". Rascher jedenfalls als der Tonsetzer damit gerechnet hatte. "Ich hoffte, dass er zwei Monate braucht. Statt dessen hat er so schnell so viel Text geliefert, und noch dazu guten Text."
   Nun setzte sich Gampl hin und entwarf die Musik dazu. Er wählte einen historischen Stil, so dass die Kantate durchaus als Werk des Barocks durchgehen könnte. Lediglich dem Ende zu, das sich unter anderem dem Bahnbau widmet, lässt der Komponist neuzeitliche Töne durch schimmern. Gabriele Gratzl, eine Schülerin Gampls, hat über ihren Musikverlag das Werk gedruckt.
   Vergangenes Wochenende fand die erste Chorprobe unter Leitung des Komponisten statt. Mit großer Begeisterung war der Kirchenchor bei der Sache. Die anfänglichen Ängste und eine gewisse Skepsis sind überwunden. "Der Bann ist gebrochen", freut sich auch Mayer.
Seit Oktober befasst sich der Chor mit der Leitner-Messe. "Die sitzt im Wesentlichen", betont der Chorleiter. Beim Pontifikalamt werden die Dollnsteiner tatkräftige Unterstützung vom Kirchenchor Obereichstätt bekommen.
   Im Januar begannen die Proben zu den Kantaten. Aber auch hier scheinen die schwierigsten Passagen bewältigt. Die gesamte Chorpartitur allerdings war erst am Samstag vor einer Woche fertig geworden. Ausruhen kann sich der Komponist, der übrigens kein Honorar für das Werk fordert, sondern nur eine Aufwandsentschädigung nimmt, deshalb noch lange nicht. Den Orchestersatz habe er zwar fertig im Kopf, sagt Gampl, doch niedergeschrieben ist er noch nicht. Das große Orchester, Bläser und Streicher, wird aus etwa 25 Mitgliedern bestehen, zum Großteil Musiker aus der Umgebung. Aus fast 50 Sängerinnen und Sängern wird der Chor bestehen, der die "Dollnsteiner Kantaten" interpretiert. Gampl wird eine Sopranistin aus seinem Quartett bitten, mitzuwirken, und so darf das Publikum einen außergewöhnlichen Kunstgenuss erwarten.

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