14.03.2007

Ein Bau von überregionaler Bedeutung
Matthias Hensch erläuterte die Ergebnisse der Grabungen an der Dollnsteiner Burganlage

Dollnstein (be). Die Dollnsteiner Burg hatte überregionale Bedeutung, ist älter als bisher angenommen und gruppierte sich ursprünglich in einem Oval um den gesamten Burgfelsen. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus den archäologischen Grabungen.
Durchgeführt wurden die Grabungen unter Leitung von Dr. Mathias Hensch 2006 anlässlich der bevorstehenden Sanierung. Und wie sehr die Dollnsteiner an diesen Ergebnissen interessiert sind, bewies der Besuch der ersten Vortragsveranstaltung im Rahmen der 1000-Jahrfeier: Bis zum letzten Platz war das Laurentiushaus beim Referat des Archäologen im Laurentiushaus besetzt.
Nach den Worten von Hensch erlaubt schon die Ortsbezeichnung „Tollunstein“ in der Urkunde von 1007 den Schluss, dass schon damals die Burg bestand, also 140 Jahre vor ihrer ersten Erwähnung 1147. Das „-stein“ im Ortsnamen kann nach damaligem Sprachgebrauch nur eine bereits vorhandene Burg bedeuten.

„Kammertor“

Schon auf Grund ihrer Topographie ist die Burg Dollnstein als eine Mischung aus Höhen- und Niederungsburg eine Besonderheit im Burgenbau Bayerns. Ein Blick auf die erhaltenen hochmittelalterlichen Baureste, das Kataster und Luftaufnahmen lässt einen regelmäßigen ovalen Grundriss der Burganlage erkennen. Mit ca. 0,56 ha Grundfläche kann sie sich durchaus mit der Ausdehnung anderer Hauptburgen in Bayern vergleichen.
Um den markanten, schmalen, lange Zeit unbebauten Burgfelsen gruppierten sich sowohl im Nordwesten, also im heutigen „Wehrwinkel“, als auch im Südosten, also auf der Altmühlseite, in einem Oval die Burggebäude. Sie waren auf beiden Seiten durch eine Mauer gesichert, also auch im Wehrwinkel, wo sicher auch ein eigenes Burgtor den Zugang bildete. Während dort die ursprüngliche Bausituation nur mehr erschlossen werden kann, ist sie auf der Altmühlseite samt dem Burgtor, einem seltenen „Kammertor“ fast bewahrt geblieben.  
Diese Topographie der Anlage erlaubt es Hensch zufolge nicht mehr, von der „Vorburg“ für den heutigen Unteren Burghof und der „Hauptburg“ auf dem Felsen zu sprechen, sondern besser von der „Unter-„ und der „Oberburg“, wobei letztere, im 19. Jahrhundert abgebrochene, die zeitlich jüngere war.  
Zahlreiche Keramikscherben, eine Geweihaxt, eine Pfeilspitze aus Silex und andere Kleinfunde belegen die Anwesenheit von Menschen auf dem späteren Burgareal schon in der Jungsteinzeit um etwa 5000 vor Christus. Einige spätrömische Funde, darunter eine kleine silberne Schmucknadel des 3. Jahrhunderts, lassen eine landwirtschaftlich geprägte Besiedelung in der römischen Kaiserzeit annehmen, vor allem in Verbindung mit der Lage an der nahen Römerstraße und einer vom Luftbildarchäologen Rudolf Hager entdeckten „Villa rustica“ nördlich des Friedhofs. Der „große Fund“ aus der Römerzeit lässt indes noch auf sich warten.
Eine erstere dichtere Siedlungsschicht lässt darauf schließen, dass um 700 an der Altmühlseite des Burgfelsens eine offene, also unbefestigte, agrarisch geprägte Siedlung bestand. Dafür dürfte auch die Möglichkeit von Bedeutung gewesen sein, hier am Altmühlübergang der Römerstraße Waren von der Straße auf das Schiff umzuladen.

Massive Holzpfosten

Die erste eigentliche Befestigungsanlage der Burg bestand aus Holzbauten. Das beweisen Spuren von massiven Holzpfosten, die man unter der hochmittelalterlichen Mauer der Hauptburg fand. Sehr wahrscheinlich handelte es sich um eine frühmittelalterliche sogenannte Holz-Erde-Konstruktion aus dem 9./10. Jahrhundert, die damit die älteste Dollnsteiner Burgbefestigung war. Mit großer Sicherheit ist damit bereits für das 10. Jahrhundert eine Burg Dollnstein nachgewiesen. Aufgrund ihrer besonders günstigen verkehrsgeographischen Lage kam ihr sicher eine bedeutende Rolle unter den Burgen des Herrschaftsraums zu.
Im späteren 11. Jahrhundert errichtete man dann anstelle dieser älteren Befestigung eine beeindruckende steinerne Ringmauer, die in den westlichen Teilen der Außenmauer der Burgstallungen bis heute erhalten ist. Ihr Fundament war in qualitätvoller Fischgrätentechnik errichtet worden. In die Mauer war ein Gebäude mit der Traufseite zur Altmühl und Schlitzfenstern integriert, wohl der Palas, also Herrschaftsbau der Burg.  
Erste Anhaltspunkte für eine Bebauung des Innenraums in Form eines Fundamentstreifens ergeben sich für das 12. Jahrhundert; wahrscheinlich wurde das auf ihm gründende Gebäude aber durch einen Brand zerstört. Im Jahr 1445 schließlich wurden an die Wehrmauer die noch erhaltenen und vor allem durch ihr Fachwerk bedeutsamen „Wirtschaftsgebäude“ angebaut, deren Sanierung in allernächster Zeit beginnen wird.

Bernhard Eder


Foto: R. Hager

Die Luftaufnahme zeigt deutlich, dass die Dollnsteiner Burg einst als ziemlich regelmäßiges Oval
mit dem Burgfelsen in der Mitte angelegt war.

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