17.04.2007
von Josef Bartenschlager Eichstaetter Kurier Talentschmiede Dollnstein Dollnstein (EK) Der ungeheuere Aufwand hat sich gelohnt. Die kleine Gemeinde Dollnstein stellte am Sonntag ein Fest auf die Beine, das seinesgleichen sucht und das sehr gut angenommen wurde. Dabei löste ein erster flüchtiger Blick auf das Festprogramm durchaus Verwunderung aus. Denn der künstlerisch hochklassigen Uraufführung der Dollnstein-Kantate , ein Auftragswerk eigens für diesen Anlass (siehe Kritik im Kulturteil), stand die szenischen Umsetzung einer örtlichen Sage "Die Bäuerin und der Teufel" durch Schüler gegenüber. Und vor dem Festvortrag von Andreas Margraf (siehe eigenen Bericht) stellte der Redaktionsleiter des EICHSTÄTTER KURIER, Hermann Redl, das neu erschienene Jurahaus-Heft vor. (Bericht folgt). Doch bei näherem Hinsehen fügten sich alle Teile zu einem harmonischen Ganzen, so dass der Festakt trotz seiner Länge von nahezu vier Stunden niemals langweilig wurde.Fast der gesamte Ort hatte sich zusammengefunden und Hand in Hand gearbeitet. Dabei wurde deutlich, dass Dollnstein durchaus als Talentschmiede gelten kann: Sowohl der Komponist der Kantate, Johannes Peter Gampl, wie auch die Schirmherrin, die bekannte Schauspielerin Gisela Schneeberger, sind gebürtige Dollnsteiner. Der Texter der Kantate, Helmut Posner ist Wahldollnsteiner, und ein Kirchenchor (Leitung Edgar Mayer), der an einem Tag zwei große Auftritte, die St.-Benno-Messe während des Festgottesdienstes und eben die Kantate, bewältigen kann, ist ebenfalls nicht alltäglich. Auch das Engagement der "Leute hinter den Kulissen" ist beachtlich. Der Obst- und Gartenbauverein schmückte Kirche und Turnhalle aufwendig und fantasievoll, die Marktfrauen kümmerten sich um die Bewirtung, der Bauhof war aktiv und an etwa 60 Häusern prangten die hübschen Fenstertücher, deren Entstehung auf die Initiative von Elisabeth Eder zurückgeht. Die Technik war ebenfalls nicht ohne, denn außer den verschiedenen Bild- und Tonaufnahmen musste die Übertragung auf eine Großleinwand in die Schule bewerkstelligt werden. Schließlich kamen über 600 Festgäste zusammen, die zum Teil auch den lauen Abend vor der Halle genossen. Doch alle Schwierigkeiten wurden gemeistert, und sogar das Wetter, auf das man ja keinen Einfluss hat, zeigte sich von seiner schönsten Seite. Der Anlass war aber auch entsprechend. Auf den Tag genau vor 1000 Jahren hatte Kaiser Heinrich II. sein Siegel unter die Urkunde gesetzt, mit der er den Ort Tollunstein an das Benediktinerinnenkloster in Bergen schenkte – die erste schriftliche Erwähnung des Ortes und Anlass für die 1000-Jahr-Feier der Marktgemeinde. Der Festtag selbst begann mit einer Pontifikalmesse, bei der Bischof Gregor Maria Hanke eine sehr nachdenklich stimmende Predigt hielt (EK berichtete). Nach dem Gottesdienst begaben sich sechs hochrangige Politiker sowie Bischof Gregor Maria ins Rathaus, wo sie sich ins Goldene Buch der Gemeinde eintrugen. Gekommen waren Bundesverbraucherminister Horst Seehofer, obwohl er noch am gleichen Abend nach Luxemburg reisen musste, wo er am Montag die EU-Sitzung leitete. Auch der bayerische Kultusminister Siegfried Schneider war nach Dollnstein geeilt. Außerdem griffen die drei Landtagsabgeordneten Hans Joachim Werner (SPD), Thomas Obermeier (CSU) und Johannes Hintersberger (CSU) zur Feder, ebenso Landrat Xaver Bittl. Bei dieser Gelegenheit überreichte Bürgermeister Hans Harrer die ersten druckfrischen Jurahaus-Hefte an die Ehrengäste. Das Heft 2007 beschäftigt sich in weiten Teilen mit Dollnstein. Nach kurzem Geplauder zog es die Politiker in die Schule, dem dritten Schauplatz des Tages. Dort führte Rektor Alfred Griesbeck den Kultusminister durch die Ausstellung "Schüler sehen Dollnstein". Der zeigte sich beeindruckt von den Werken und auch darüber, dass Helmut Baumann, ein Kunsterzieher und Künstler, mit den Kindern gearbeitet hat. Das stelle einen richtigen Weg dar; er plädiere für Spezialisten in den Bereichen Kunst, Musik und Sport. Griesbeck nahm die Gelegenheit wahr, Schneider auf missliche Zustände hinzuweisen. Mit Vergnügen applaudierte Schneider den Schülern, die frisch die alte Sage nachspielten. Fast schon kaltblütig steckten die jungen Darsteller einen technischen Defekt gleich zu Beginn des Stückes weg und agierten mit Sinn für Dramatik. Da stimmten Gestik wie Tonfall und alle Einsätze und einstudierten Effekte kamen aufs i-Tüpfelchen genau. Die intensiven Proben mit dem Leiter des Schulspiels, Otto Eichiner, die sich auch auf die Ferien erstreckt hatten, zeigten Wirkung. Die Belohnung: "Sagt euren Lehrern, dass ihr am Montag keine Hausaufgaben bekommt", schärfte Eichiner seinen Schülern ein – was die mit Freudenrufen quittierten. |