18.04.2007

"Da habe ich schon sehr geschluckt"
Reaktionen auf Bischof Hankes Kritik an mangelndem Gottesdienstbesuch / "Wo soll er's sonst sagen?"

Eichstaetter Kurier

Eichstätt/Dollnstein (EK) Die Festgemeinde dürfte etwas irritiert gewesen sein, als der Bischof ziemlich deutlich wurde: Just als Dollnstein einen der Höhepunkte seiner 1000-Jahr-Feierlichkeiten beging, rügte der Eichstätter Oberhirte in der prallvollen Kirche die Gottesdienstmüdigkeit der Gläubigen.

 
Dass die Kirche förmlich überquillt, ist nämlich Bischof Gregor Maria Hanke zufolge ein eher seltenes Ereignis in Dollnstein: Nur etwa 15 Prozent der dortigen knapp 1800 Katholiken würden regelmäßig die Gottesdienste besuchen, klagte er am Sonntag beim Festgottesdienst zum 1000­jährigen Bestehen der Marktgemeinde. Dazu stellte Hanke noch die Frage, ob er möglicherweise als "Dekoration oder liturgische Zierde" zu dieser Feier eingeladen worden sei (wir berichteten) .

Gerade dieser Satz habe ihm persönlich "sehr weh" getan, meinte Bürgermeister Hans Harrer im Nachhinein auf Anfrage des EICHSTÄTTER KURIER . Einerseits sei er dankbar dafür, dass der Bischof da gewesen sei, andererseits empfinde er dessen Wortwahl als wenig glücklich: "Da habe ich schon sehr geschluckt", gibt Harrer unumwunden zu.

Was die Kritik an den nachlassenden Gottesdienstbesuchen angeht, hätte Bischof Hanke sie auch in allen anderen Gemeinden des Bistums äußern können: "Das ist kein Dollnstein typisches Problem", so Harrer. Grundsätzlich sei zu beobachten, dass der "Stellenwert" der Amts- und Würdenträger in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen habe: "Früher war das Wort des Pfarrers – auch das des Bürgermeisters – das Evangelium." Das sei heute nicht mehr so, findet das Gemeindeoberhaupt.

"Rechtes Wort"

Die Äußerungen des Bischofs seien "das rechte Wort zur rechten Zeit" gewesen", sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzende Annemarie Forster, ebenfalls Zeugin dieser "Brandpredigt": "Heutzutage zählt Schall und Rauch nach außen mehr als der Glaube." Es sei "schlimm", wenn dieser offenbar nicht mehr die Rolle spiele wie einst. Bedauerlich findet Annemarie Forster zwar, "dass die Leute, die in der Kirche sind, die Prügel abbekommen". Aber: "Wo soll’s der Bischof denn sonst sagen?" Der Dollnsteiner Pfarrgemeinderat werde dieses Thema "bestimmt" aufgreifen, verspricht Annemarie Forster: "Wir wollen die Leute überzeugen und für die Kirche begeistern."

Diese Begeisterung scheint im Dekanat Eichstätt (Pfarreienverbund Eichstätt, Pfarreienverbund Maria End mit Dollnstein, Mörnsheim und Schernfeld, Pfarreienverbund Nassenfels und Pfarreienverbund Jura-Alb/Anlautertal mit Pollenfeld und Titting) recht unterschiedlich ausgeprägt zu sein: Offiziell gehen 32,9 Prozent der Katholiken des Dekanats in die Gottesdienste. Diese Zahl beruht auf zwei so genannten Zählsonntagen am Volkstrauertag und am zweiten Fastensonntag im Jahr 2005. Damit liege das Dekanat Eichstätt weit über dem Wert des gesamten Bistums (siehe Infokasten) .

Allerdings, so warnt Norbert Staudt von der Pressestelle der Diözese, seien die vorliegenden Zahlen mit äußerster Vorsicht zu genießen. So glänze beispielsweise Morsbach mit einer außerordentlich hohen Quote von 80 Prozent – wie übrigens das gesamte Anlautertal (75 Prozent) –, während die Pfarrei St. Walburg in Eichstätt mit 15,6 Prozent ganz weit hinten zu finden sei: "Hier gehen sicher viele Gläubige in den Dom", so Staudt. Entsprechend hoch die Quote bei der Dompfarrei: 44 Prozent.

Die Pfarrei Dollnstein habe dieser Erhebung zu Folge einen Anteil von 19,5 Prozent Gottesdienstbesuchern. Die am Sonntag angesprochene Quote von 15 Prozent sei wohl eher "gefühlt" gewesen, meint Staudt.

Dennoch: Er misst dieser Zählung keinen besonderen statistischen Stellenwert bei. Ohne konkret von allzu optimistischen Werten zu sprechen, räumt er ein, dass die Kirchen am Volkstrauertag und zweiten Fastensonntag traditionell gut besucht sind.

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