04.05.2007
Zupackende Hand Dollnstein (baj) In einen großen historischen Kontext bettete Oberstudiendirektor Andreas Margraf die Schenkung Dollnsteins an das Kloster Bergen durch Kaiser Heinrich II. ein. Der sehr detaillierte und an Sachkenntnis reiche Vortrag griff den Faden des Festvortrags über die Schenkungsurkunde vom 15. April wieder auf, setzte jedoch neue Schwerpunkte. Margraf lockte am Sonntag wieder eine große Zuhörerschar ins Laurentiushaus, die sich gerne von der geschichtlichen Zusammenhängen begeistern ließen. In seinem reich bebilderten Vortrag ließ der Leiter des Gabrieli-Gymnasiums das frühe 11. Jahrhundert wieder auferstehen mit seinem Lehenssystem, dem Leben der einfachen Leute und der Politik des später heilig gesprochenen Kaisers. So wenig erfolgreich dieser außenpolitisch agierte, so fest und konsequent hielt er die Zügel im Inneren des Reiches in der Hand. Intelligent, schnell zupackend und von wenigen Skrupeln geplagt sicherte er seine Herrschaft und baute sie aus.
Dabei konnte sich der letzte Herrscher aus
dem Geschlecht der Ottonen kaum noch auf verwandtschaftliche Beziehungen
stützen, wie seine Vorgänger Otto der Große oder Otto II. Wobei in jener
Zeit auch nahe Blutsverwandtschaft nicht vor Treuebruch schützte.
Heinrich setzte lieber auf die Geistlichkeit. Zum einen war er
tatsächlich fromm und hatte selbst eine klerikale Ausbildung in der
berühmten Domschule von Hildesheim genossen. Zum anderen waren die
Geistlichen in der Regel außerordentlich gebildet und nicht einfach nur
des Lesens und Schreibens kundig. Vor allem aber war es Heinrich selbst,
der die Bischöfe im deutschen Reich nach Belieben einsetzte, und nicht
etwa der Papst in Rom. Das war entscheidend, denn geistliche wie
weltliche Fürsten waren zwar Lehensnehmer des Kaisers. Doch drangen
weltliche Adelige darauf, ihr Lehen wieder den Nachkommen übertragen zu
lassen, so dass die Einflussmöglichkeiten des Herrschers oft gering
waren. Beim Tod eines Bischoft dagegen fiel dessen Lehen automatisch an
den Herrscher zurück, der darüber erneut frei verfügen konnte. Außerdem
sorgte Heinrich ganz ungeniert dafür, dass ausschließlich Männer seines
Vertrauens einen Bischofstuhl bekamen. 64 Bischöfe setzte der Kaiser im
Lauf seiner Regentschaft ein, 24 davon waren zuvor in der "Hofkapelle",
sozusagen im "Führungsstab des Reiches" beschäftigt, wie es Margraf
anschaulich formulierte, kamen also aus der unmittelbaren Umgebung des
Herrschers. |