04.08.2007

Josef Bartenschlager

Frische Volkslieder vor malerischer Kulisse
Hochschuldozent Hans-Peter Gampl hält Semesterschlusskonzert in Dollnstein ab
 Quintessenza als Unterstützung

Dollnstein (EK) Volkslieder sind in die Jahre gekommen, aus der Mode, und kaum noch jemand kann damit etwas anfangen. Von wegen. Volkslieder sind frisch, passen in die Zeit und haben eine Aussage. Davon konnten sich zahlreiche Zuhörer bei einem besonderen Konzert selbst überzeugen.

Der Augsburger Komponist, Hochschuldozent und gebürtige Dollnsteiner Hans-Peter Gampl hielt sein traditionelles Semesterschlusskonzert mit Studenten im Dollnsteiner Pfarrgarten ab und fügte damit dem im Jubiläumsjahr der Marktgemeinde so reichen kulturellen Angebot einen weiteren Höhepunkt hinzu. „Wer bei mir studiert, weiß, dass er am deutschen Volkslied nicht vorbei kommt“, leitete Gampl das Konzert ein. „Wir sind schon so sehr amerikanisiert, dass das Volkslied schlechte Karten hat. Bei uns singt man in der Regel englisch, und auch in den Schulen wird das Volkslied nur noch wenig gepflegt“, beklagte sich der Dozent. Deshalb könne man nur rufen: „Das Volkslied ist tot, es lebe das Volkslied.“ Dabei machte Gampl deutlich, dass er unter Volkslied keinesfalls die Beiträge im „Musikantenstadel“ versteht, sondern das Volkslied als ein „über Jahrhunderte tradiertes Kulturgut“ definiert.

Der Musiker und Komponist hat viele bekannte und auch sehr selten gehörte Volkslieder bearbeitet und ihnen sozusagen ein neues Gewand übergeworfen. So interpretierte ein etwa 20-stimmiger Chor Lieder wie „In kühlem Wiesengrunde“  oder „Hab mein Wage voll gelade, voll mit alte Weibsen“. Gampl scheute sich auch nicht, den „Bi-Ba-Butzemann“ singen zu lassen, in dem musikalisch wesentlich mehr steckt, als es das einfache Kinderlied auf den ersten Blick vermuten lässt.

Fünf junge Damen

Der Chor wurde insgesamt unterstützt von der Gruppe Quintessenza, fünf junge Damen, in der klassischen Besetzung eines Holzbläserquintetts: Horn, Oboe, Querflöte, Klarinette und Fagott. Sie wirkten unterstützend für den Chor, setzten aber auch eigene Akzente. So hatten sie Stücke aus dem „Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach“ setzen müssen und boten nun einen Marsch oder ein Menuett. „Das gehört zur Ausbildung“, erläuterte Gampl. Der Musikdozent entspannte sich im Verlauf des Konzerts immer mehr; mit den Leistungen seiner Studenten, angehenden Musiklehrern, konnte er sehr zufrieden sein. Gerade auch unter dem Aspekt, dass das Zusammenspiel zwischen Quintessenza und Chor vorher nicht eingeübt werden konnte.

Die wunderbare Kulisse tat natürlich ihr Übriges. Im Schatten des Kirchturms und behütet von den Steinmauern des Pfarrgartens entwickelte sich eine zauberhafte Atmosphäre, zu der auch der laue Abend passte. „Keine Wolke am Himmel“, konstatierte Gampl, und wandte sich an Edgar Mayer, einem Hauptorganisator von „Burgstein in Flammen“, der unter starken Regengüssen gelitten hatte: „Hättest mal Volkslieder singen lassen, wäre Dir das nicht passiert.“

Nach der Pause steigerte sich die Qualität des Konzerts noch weiter. Gampl hatte tief geschürft und Kostbarkeiten dabei wie ein Passionslied aus dem 17. Jahrhundert („Es geht ein dunkle Wolk herein“) oder ein Werk aus dem 15. Jahrhundert („Es segn dich Laub“). Recht melancholisch, doch mit eigenem Reiz, wirkten „Verstohlen geht der Mond dort auf“ oder „Rosen im Tal, Mädchen im Saal“, die nicht nur das Ohr, sondern auch den Verstand ansprachen. Harmonisch fügten sich auch die von Zeit zu Zeit Ton angebenden Kirchenglocken ein.

Mit einer Passage aus den von Gampl komponierten Dollnstein-Kantaten und dem durchaus passenden „Der Mond ist aufgegangen“ endete das fast dreistündige Konzert 

 

Bass-Bariton als Überraschungsgast

 

Dollnstein (baj) Einen Überraschungsgast präsentierte Hans-Peter Gampl beim abendlichen Konzert in Dollnstein. Bass-Bariton Joachim Gebhardt, Ensemblemitglied der Hamburger Oper, wirkte an diesem Konzert mit – in vielfacher Hinsicht: Als einfaches Chormitglied, der zwar sein beachtliches Stimmvolumen einbrachte, aber im Sinne des Chores und ohne sich in den Vordergrund zu schieben, was ihm ohne Weiteres möglich gewesen wäre.

Daneben demonstrierte er sein Können als Rezitator von Goethegedichten, darunter „Willkommen und Abschied“ oder von Wilhelm Busch. Und schließlich trug er in mitreißender wie feinfühliger Weise drei Schubertlieder vor, „Am Brunnen vor dem Tor“, „Ich kommen vom Gebirge her“ und „Über allen Wipfeln ist Ruh“.

„Sind zwar Kunstlieder, haben aber auch was“, konstatierte Gampl, der den Bass-Bariton souverän am Klavier begleitete.

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