16.10.2007

Bernhard Eder


Drei Höfe als Keimzellen der Dollnsteiner Dorfentwicklung

Dollnstein(be). Bis hinein in das 20. Jahrhundert bestand Dollnstein aus zwei gleichwertigen Siedlungseinheiten: dem „Inneren Markt“ nördlich der Altmühl und dem „Äußeren Markt“ südlich des Flusses. Letzterer hat sich um den „Abtesmaierhof“ entwickelt, den König Heinrich II. 1007 dem Kloster Bergen schenkte, der Innere Markt um zwei etwa gleichwertige Höfe, den „Bauhof“ in der heutigen Thorgasse am Fuß des Schlossfelsens als wirtschaftliche Grundlage der Adelsherrschaft, und dem Widenhof unterhalb der Kirche, der die Versorgung des Pfarrers sicherstellte.

Dies sind die wichtigsten Erkenntnisse, die der Dollnsteiner Diplomingenieur mit Fachrichtung Architektur Gerald Neuber bei der umfangreichen Auswertung mittelalterlicher Archivunterlagen, z.B. Lehensbriefe, Güterbeschreibungen und dem Salbuch von 1450, gewinnen konnte. Eine besonders wichtige Quelle ist die Landesvermessung des 19. Jahrhunderts.

Aus den Zentralhöfen Meierhof und Bauhof entstanden in Folge weitere Hofeinheiten, z. B. je ein Schmiedlehen und Fischlehen. Um mehr Familien mit Ackerland zu versorgen, wurde der Bauhof 1459 in 8 Teile geteilt.

Das heutige Ortsbild wurde im Wesentlichen zur Zeit der Herren von Heideck(1360 – 1440) festgelegt: Sie erreichten das Marktrecht und befestigten den Inneren Markt, den sie planmäßig um einen großzügigen Marktplatz herum anlegten. In dieser Zeit war Dollnstein mit über 400 Einwohnern sogar größer als Beilngries und Greding. Nach der Übernahme durch das Hochstift 1440 wurde der Ort noch wehrhafter ausgebaut.

Einen großen Rückschlag brachte der 30-jährige Krieg durch Zerstörungen und Seuchen. In den folgenden zwei Jahrhunderten stagnierte die Entwicklung. Erst der Bahnbau (1867-70) brachte einen neuen Aufschwung. Um 1920 wurden die zuvor Jahrhunderte bestehenden Ortsgrenzen - Ringmauer um den Inneren und Schäfers- und Moosgraben um den Äußeren Markt - gesprengt. Leitlinien dabei waren die Ausfallwege - Wellheim Straße, Försterweg, Burgsteinweg und Wiesenweg. Seit der Mitte der 50er Jahre entstanden großflächige Siedlungs- und Industriegebiete. Durch den Abbruch vieler alter Jurahäuser veränderte sich das Ortsbild radikal. Im Laufe der Zeit wurde der historische Ortskern an den Rand gedrängt- mit allen negativen Folgen: leerstehende Gebäude, Verlagerung der Wohnbevölkerung aus dem Altort heraus, zu lange Wege zwischen den Einzelhandelsgeschäften. Die Wiederbelebung des Altortes wird die Aufgabe der Zukunft schlechthin sein, wenn Dollnstein seinem Anspruch als zentraler Ort gerecht werden will. Eine wesentliche Rolle dabei wird die Sanierung der Burg durch die Gemeinde spielen. Darüber hinaus ist es grundsätzlich erforderlich, Leitbilder zu entwickeln, um die Zukunft aktiv zu gestalten.


Diplomingenieur Gerald Neuber hat seine Erkenntnisse
über die Siedlungsgeschichte Dollnsteins auch im aktuellen
Jurahaus-Heft zusammengefasst.      Foto: be

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